Dienstag, 28. November 2017

Justice League (Film) - Rezension

Nachdem das DC Filmuniversum schon mit Titeln wie "Batman v Superman" und "Wonder Woman" (unsere Diskussion dazu findet ihr hier) langsam aufgebaut wurde, erscheint mit "Justice League" nun die erste große Heldenvereinigung. Seit dem 16. November läuft der Film in den deutschen Kinos. Ich habe mir die englische Originalversion angeschaut und verrate euch, ob mich die Geschichte überzeugen konnte. 

Nach Supermans tragischem Tod trauert die ganze Welt noch immer um den Helden. Das Fehlen des überstarken Kryptoniers führt nun auch dazu, dass ein mächtiges Wesen namens Steppenwolf (Ciarán Hinds) von einem fremden Planeten mit seiner Armee aus Paradämonen ungestört auf die Erde kommen kann. Er hat vor tausenden Jahren versucht, die Herrschaft der Erde mithilfe dreier mächtiger Kisten, der "Mutterboxen", an sich zu reißen. Werden sie vereint, können sie einen ganzen Planeten verändern. Nun ist Steppenwolf zurückgekehrt, um die drei Boxen zu finden und seinen Plan endlich in die Tat umzusetzen. 
Den Helden Bruce Wayne alias Batman (Ben Affleck) und Wonder Woman Diana Prince (Gal Gadot) wird schnell klar, dass sie Unterstützung brauchen, um die Erde vor Steppenwolf zu retten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten können die beiden drei weitere Teammitglieder für den Kampf gewinnen: Barry Allen aka The Flash (Ezra Miller), der nach einem Unfall übermenschlich schnell ist; Victor Stone (Ray Fisher), der als Cyborg halb Mensch und halb Maschine ist und Arthur Curry (Jason Momoa) Aquaman sowie Herrscher über Atlantis. Gemeinsam treten sie gegen Steppenwolf an und wollen mit aller Macht verhindern, dass er die "Mutterboxen" vereinen kann. 

Kein großer Wow-Effekt

Die Helden vereinen sich
Foto: Warner Bros. Studios
Ich muss gestehen, dass ich gerade in den ersten Szenen die ganze Zeit an "Marvel's The Avengers" denken musste: eine Bedrohung aus dem All und mächtige Objekte, die etwas Großes anrichten können, wenn sie vereint werden. Das kam mir irgendwie bekannt vor, was ich erst mal nicht schlimm fand. Schließlich kommt es darauf an, wie diese Grundidee umgesetzt wird. Doch auch die Handlung selbst konnte mich an keiner Stelle mit einer unerwarteten Wendung so richtig überraschen. Alles lief in sehr bekannten Bahnen ab und die nächsten Ereignisse konnte ich meist schon voraussehen. Dementsprechend habe ich kaum mit den Helden mitgefiebert bei ihrem Kampf, die Erde zu retten. Es gab keinen wirklich kritischen Moment, der den Ausgang infrage gestellt hätte. Der Fokus schien mehr darauf zu liegen, das Team zusammenzubringen. Dafür braucht man halt irgendeine übergroße Bedrohung, gegen die einer alleine nicht ankommt. So ist selbst der Endkampf nicht unglaublich nervenaufreibend oder mitreißend, obwohl viel Action geboten wird. Da war sogar der erste Kampf des Films, bei dem die Amazonen gegen den Bösewicht und seine Armee antreten, viel temporeicher.
Die Spannung bleibt ebenfalls durch den Antagonisten Steppenwolf eher flach. Er ist so ziemlich der langweiligste Gegner, den ich seit Langem gesehen habe. Er bekommt keine richtige Hintergrundgeschichte, was ihn alles andere als spannend oder wirklich bedrohlich macht. Sein Ziel ist überraschenderweise, die Welt neu zu gestalten, um ihr Herrscher zu werden. Dabei spricht er natürlich mit einer tiefen, verzerrten Stimme und hat ständig irgendwelche größenwahnsinnigen, überzogenen Sprüche parat ("This world will fall, like all the others."). Er sticht überhaupt nicht aus der Masse an Bösewichten heraus und ist meiner Meinung nach eine richtiger "Standard"-Gegner, der keine einzige interessante Eigenschaft aufweist. Sein Motiv ist ebenfalls sehr simpel: Er hat vor tausenden Jahren seinen Plan nicht umsetzen können, deshalb kommt er jetzt wieder. Mehr Ansporn hat er nicht. Weitere Erklärungen, wieso er nach all der Zeit immer noch so scharf darauf ist und was er in der Zwischenzeit so getrieben hat, tauchen nicht auf. 
Steppenwolf will die Weltherrschaft
Foto: Warner Bros. Pictures
Die fehlenden Erläuterungen sind ein weiteres Problem. Ich war während des Films nämlich nicht nur auf der Suche nach einer außergewöhnlicheren Handlung oder einem guten Gegenspieler, sondern auch nach Erklärungen. Für irgendetwas. Das fing schon bei Cyborgs Geschichte an, die kaum offenbart, was genau mit ihm passiert ist und wie er noch am Leben sein kann. Es hat etwas mit den "Mutterboxen" zu tun, was für den Plot sehr günstig ist, da er dadurch irgendeine "Verbindung" zu ihnen hat. Warum genau bleibt ebenfalls im Dunkeln. Die drei mysteriösen Kisten bekommen auch nur so viele Erklärungen wie nötig („They don't contain power, they are power.“). Was genau diese Gegenstände anrichten können, ist mir noch immer leicht schleierhaft. Steppenwolf und seine Armee aus Paradämonen, die sich von Angst ernähren, können sie jedenfalls aufspüren. Wie? Darauf wird nicht eingegangen. Praktischerweise kann sich der Bösewicht dann noch an jede beliebige Stelle auf der Erde "beamen". Wie das funktioniert, ist ein Mysterium, da der Zuschauer seinen Heimatort nie zu Gesicht bekommt. Wie seine eigene Welt aussieht, scheint für die Ereignisse im Film nicht relevant zu sein. Dann wurde noch schnell die Geschichte reingequetscht, dass es vor tausenden Jahren einen riesigen Kampf um die Boxen gab, um dem ganzen wohl noch irgendeinen Hintergrund zu geben. Bis auf ein paar kurze Aufnahmen der großen Schlacht, bleibt dieser Teil aber ziemlich blass und hat weder den Protagonisten noch dem Gegner irgendetwas gegeben, was sie interessanter gemacht hätte. Das wirkte alles sehr nach dem Motto: Das ist jetzt einfach so, weil es zum Plot passen muss. Für verwirrte Zuschauer gibt es wahrscheinlich nur zwei Möglichkeiten: Es schlichtweg hinnehmen oder die entsprechenden Comics lesen. 

Ein Team aus eindimensionalen Helden?

Barry muss das Heldsein noch üben
Foto: Warner Bros. Pictures
Der Handlung mangelt es an Details und Kreativität, da könnte man ja die Hoffnung haben, dass wenigstens die Charaktere mehr Aufmerksamkeit bekommen. Leider ist das nicht so ganz der Fall. Die Mitglieder der Justice League bleiben sehr eindimensional und werden dem Zuschauer nicht wirklich nahegebracht. Ich konnte mich jedenfalls nur in wenigen Szenen in sie hineinversetzen oder mit ihnen fühlen. Es gibt einige vereinzelte Momente, die kurz zeigen, wie interessant die Figuren hätten ausgearbeitet werden können. So war die Szene, in der Barry Allen alias The Flash seinen Vater im Gefängnis besucht, eine der emotionalsten. Henry Allen redet seinem Sohn ein, dass er endlich loslassen soll, um sein eigenes Leben zu führen. Ezra Miller macht Barrys inneren Konflikt und Schmerz durch seine Mimik wirklich greifbar. Er sieht aus, als wäre er kurz davor, in Tränen auszubrechen, will sie aber mit aller Macht zurückhalten, während ihm die Worte fehlen, die er seinem Vater entgegnen kann. Den restlichen Film über wird er allerdings vor allem dafür genutzt, um merkwürdig-lustige Sprüche in unpassenden Situationen loszulassen. An sich hat es mir ja gefallen, dass dem Zuschauer eine Figur gezeigt wird, die nicht recht weiß, wie sie mit anderen Menschen interagieren soll und immer etwas "awkward" erscheint (Barry: „People are slow.“). Doch dieser Aspekt wurde etwas überreizt, wodurch Barry quasi nur noch darauf reduziert wird, was wirklich schade ist. Das Potenzial für einen spannenden Charakter war in Reichweite, doch leider wurde es links liegen gelassen.
Wonder Woman kurz vor einer Rettungsmission
Foto: Warner Bros. Pictures
Bei den anderen Teammitgliedern ist es ähnlich. Cyborg bekommt ebenfalls Ansätze einer spannenden Hintergrundgeschichte. Gerade zu Beginn des Films kann er immer noch nicht akzeptieren, was aus ihm geworden ist. Er sieht sich als Monster und die Zuschauer können seine Wut gut erkennen, da Ray Fisher ihnen durch seine intensiven Blicke, bebende Stimme und angespannte Körperhaltung die Gefühlswelt näherbringt. Doch sobald die Handlung so richtig in Fahrt kommt, ist dieses Problem nicht mehr relevant und die Figur wird mit jeder weiteren Minute eindimensionaler. Von Aquaman erfährt der Zuschauer aber mit Abstand am allerwenigsten, was ihn dadurch für mich am langweiligsten gemacht hat. Zu allen anderen konnte ich wenigstens ein bisschen Zugang finden, bei ihm fehlte das komplett. Er wird die meiste Zeit ebenfalls auf lustige Sprüche und Actionszenen reduziert, die aber nicht einmal irgendeine einzigartige Seite an ihm zeigen. Er ist der Herrscher von Atlantis sowie des Ozeans, in Kämpfen wird er allerdings meist einfach nur als stark präsentiert und schmeißt Gegner durch die Gegend, während er seinen Dreizack mit sich herumträgt. Ich finde, es wurde einfach nicht deutlich, was genau seine signifikante Rolle in diesem Team ist. Bruce und Diana hatten schlichtweg den Vorteil, dass sie schon in vorherigen DC Filmen aufgetreten sind. Dadurch konnten diese Figuren bereits mehr von ihrer Persönlichkeit präsentieren. Daher ist es bei ihnen nicht ganz so aufgefallen, dass sie hier weniger Tiefgang haben. Was ich aber besonders unnötig fand, war das Aufbauen von romantischer Spannung zwischen den beiden. Dass Drehbuchautor Chris Tessio und der später dazu geholte Joss Whedon sich dazu entschieden haben, die Laufzeit gerade damit zu füllen, anstatt den neuen Charakteren mehr Tiefe zu geben, finde ich wirklich schade. 
Kann die Justice League Steppenwolf aufhalten?
Foto: Warner Bros. Pictures
Das Zusammenwachsen des Teams wird ganz solide präsentiert. Es gibt die ein oder andere Startschwierigkeit, weil nicht jeder sofort mit an Bord ist, aber für das Schicksal der Erde raufen sie sich zusammen. Mir hat dabei besonders gefallen, dass sowohl Flash als auch Cyborg im Gegensatz zu den anderen unerfahren sind und Fehler machen Die restlichen Mitglieder greifen ihnen schnell unter die Arme, verurteilen sie aber nicht. Der Teamgeist war dadurch definitiv greifbar. Doch mir fehlte insgesamt so ein richtiger Tiefpunkt der Helden. Zwar gibt es ein paar kritische Momente, aber ich hatte bei keinem davon die Befürchtung, dass die Gruppe noch auseinanderfallen könnte. Es lief fast zu harmonisch ab, was der Geschichte keine weitere Spannung gegeben hat. Im Endkampf war es dann aber immerhin toll mit anzusehen, wie sie als Team zusammenarbeiten und jeder seinen mehr oder weniger individuellen Teil beitragen kann. 

Fazit

Leider konnte mich der Film nicht auf ganzer Linie überzeugen. Die größten Probleme waren dabei die vorhersehbare Handlung ohne überraschende Wendungen, fehlende Erklärungen sowie flache Charaktere. Der Bösewicht hat keine herausstechenden Eigenschaften und wirkt kaum bedrohlich. Das Team aus Helden ist zwar eine ganz gute Mischung mit erkennbarem Teamgeist, doch auf emotionaler Ebene konnten sie mich kaum abholen. Aus diesen Gründen bleibt die Spannung auf der Strecke und der Showdown ist nicht wirklich nervenaufreibend. Gerade durch "Marvel", die schon seit gut zehn Jahren ihr Filmuniversum aufbauen, hat der Zuschauer bereits viel gesehen was Superheldenfilme betrifft. DC kann da mit "Justice League" leider nicht wirklich etwas Neues bieten oder dem Genre auch nur eine etwas andere Richtung geben.


Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um weitere Rezensionen nicht zu verpassen. 
Alle bisherigen Posts zum Thema "Film" findet ihr hier.


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen